ChemieParkes Bitterfeld-Wolfen


Vor dem Hintergrund eines drohenden sozialen Notstandes begann die Politik schon in den frühen 90er Jahren, den "Erhalt industrieller Kerne" in ehemaligen DDR-Gebieten zu propagieren. Somit ist auch in Bitterfeld ein Kurswechsel eingetreten, im Rahmen dessen neben den umweltschützenden Maßnahmen die traditionelle Identität des Ortes als Zentrum der Chemieindustrie beibehalten bzw. zur Wiedergeburt verholfen werden sollte.

Was erfolgte war die Gründung des ChemieParkes Bitterfeld-Wolfen auf den Anlagen der abgerissenen Betriebe.

Westdeutsche und ausländische Firmen wie u. a. Bayer, Hereaus und Degussa, angelockt durch die neue, staatlich getragene Industriepolitik, siedelten in Bitterfeld an, so dass 1998 10.000 Personen bei 400 Firmen in den neuen Fabriken beschäftigt waren. Das Konzept eines "ChemieParkes" entsprach dem gegenwärtigen Programm einer Kombination modernisierter Industrie einerseits und nachhaltiger, umweltgerechter Entwicklung der Region und deren Landschaft andererseits. Die Niederlassung einiger auf erneuerbare Energien setzender Firmen, wie z. B. des Solarzellen-Herstellers Q-Cells, bekräftigen dieses neue Image der Bitterfelder Industrie. In diesem Zusammenhang sind auch Bemühungen um die Begrünung und sogar "Touristisierung" der Region zu sehen, welche die einstige verschmutzte Landschaft als ein freundliches Erholungsgebiet neuzugestalten beabsichtigen.

Zu diesem Zweck wurden nicht nur die Seen und Flüssen bereinigt, sondern auch Wanderwege, Rastplätze, Aussichtspunkte und Schutzhütten angelegt, so dass ausgerechnet die "Chemiestadt" Bitterfeld sich schon als "Stadt am See" zu stilisieren im Begriff ist.

 

Vor dem Hintergrund sinkender Emissionsquoten, sanierter Erd- und Wasserflächen sowie eines einst verrußten Himmels, der wieder blau ist, scheint es angemessen, Bitterfeld als deutlich gelungene Entwicklung im Zuge der Wiedervereinigung und der Auflösung des sozialistischen ostdeutschen Regimes im Bereich Umwelt zu bejubeln. Die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel pries Bitterfeld 1997 exemplarisch als das "erfolgreichste Beispiel der Sanierung industrieller Altlasten"